Fast pefrekt

Benedikt Geulen  bg   25. September 2017

Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass Fotos möglichst perfekt sein sollten. Diverse Fotoschulen und -lehrgänge bringen uns bei, wie richtig beleuchtet, geschminkt und inszeniert wird. Durch hochglänzende Werbeaufnahmen, jüngst z.B. die allgegenwärtigen und präzise gestylten Portraits unserer Politiker sind wir auch genau daran gewöhnt. Aus dieser Hochglanz-Werbewelt kommt der Niederländer Erik Kessels, dem allerdings schon früh in seiner Karriere als „Kreativer“ klar wurde, dass noch viel mehr Potential im Nicht-Perfekten, im nur halb Gelungenen liegt. Kreatives Scheitern ist seine Parole. Kessels sammelt seit Jahren obsessiv Privatfotos, auf denen entweder das eigentliche Motiv garnicht zu erkennen ist (schwarzer Pudel auf dunklem Sofa) oder beim Knipsen etwas anderes entschieden daneben gegangen ist (Finger vor der Linse, Bild verwackelt, Kopf angeschnitten). Diesen vermeintlich misslungenen Bildern gelingt eines oft viel besser als ihren perfekten Hochglanz-Geschwistern: sie bringen unser Kopf-Kino ins Rotieren und lenken die Phantasie in unvorhergesehene Bahnen. 

In seinem liebevoll gestalteten Buch „Fast pefrekt“ entwickelt Erik Kessels sehr plastisch und ungemein unterhaltsam seine Idee vom Kreativen Scheitern. Ein großes Lesevergnügen und nebenbei ein fast pefrektes Begleitbuch zur aktuellen Ausstellung „Erik Kessels & Friends“ im NRW Forum Düsseldorf.

Erik Kessels, Fast pefrekt 

DuMont 978-3-8321-9913-5, 12,99 €